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Eine Künstlerin, die sich durch vernetzte schwebende Linien ausdrückt

Aktualisiert: 16. Mai 2021


Esti Freis Arbeiten bestehen aus einem ausdrucksstarken Zusammenraffen von unzähligen sensiblen und femininen Linien, die sich kreuz und quer auf dem Malgrund wiederfinden. Sie fließen nahtlos und schweben wolkengleich in alle Richtungen, verbinden sich an einem Punkt und trennen sich an einem anderen, treffen immer wieder auf neue Linien und bilden so ein gemeinsames Miteinander, das zu einem sinnvollen Netzwerk führt. Gleichzeitig enthüllen sie einzigartige Geschichten.


Estis Leben als Künstlerin begann sich bereits in ihrer Kindheit abzuzeichnen. Ihre Großmutter inspirierte sie zu malen oder zu zeichnen. Als junge Erwachsene war es ihr nicht möglich Kunst zu studieren, da es in ihrem Heimatkanton Solothurn keine Kunstschule gab. Sie ließ sich stattdessen zur kaufmännischen Angestellten ausbilden und zog später, der Liebe wegen, nach Zürich.


In Zürich nahm ihr beruflicher Werdegang eine unerwartete Wende. Zunächst bekam sie einen Job als Redaktionssekretärin bei einer großen Familienzeitschrift und wurde später zur Redaktionsassistentin und Redakteurin befördert. Doch mit der Zeit kam sie zur Erkenntnis, dass ihre Tätigkeit als Journalistin nicht das Leben war, das sie sich für ihre Zukunft wünschte. Tatsächlich begann sie sich ihrem Herzenswunsch zuzuwenden - der Malerei. Mit gut dreißig Jahren beschloss sie, ein Teilzeitstudium an der Kunsthochschule in Zürich aufzunehmen. Dort studierte sie drei Jahre lang Malerei bei renommierten Lehrer/innen wie Arnold Klee, Ursula Somaini und Verena Eigenmann.


Ihre Arbeitsweise ist sehr aufwendig und unterscheidet sich deutlich von einem konventionellen Malprozess. Die Künstlerin beginnt zuerst mit Skizzen auf kleinem Kartenformat. Zeichnet ohne großen Anspruch Netzwerke, vernetzt sie zu Gittergewebe und benutzt diese so entstandenen Skizzen für ihre Arbeiten in Großformat. Die Linien kratzt sie nass oder trocken mit einem Messer oder Bleistift auf die Malfläche ein. Sie arbeitet deshalb nicht auf Leinwand, sondern ihre Bilder entstehen weitgehend auf massiven Holzoberflächen.

Esti arbeitet ausschließlich mit Ölfarben, die sie meist mit den Händen aufträgt, da sie weder Pinsel noch Verdünner verwendet. "Die unregelmäßige Anwendung von Farbe ermöglicht es mir, verschiedene Schattierungen und Farbtöne zu erzeugen, und auch Ungleichmäßigkeiten, Glanz oder matte Bereiche zu schaffen, die ein wichtiger Teil meiner Kompositionen bilden", erklärt sie. Malen mit bunten Farben ist nicht ihr Ding. Sie bevorzugt minimalistische und monochrome Farbanwendungen. Wenn man sich Esti‘s Werke anschaut wird deutlich, dass sie bezüglich Darstellung und Komposition einen eigenen, einzigartigen Stil und eine Technik gefunden hat. In jüngster Zeit, die auch von der Coronapandemie beeinflusst wird, tauchen in ihren Werken figurative Elemente auf. Hierbei kommen ihr die Portrait- studien bei Arnold Klee zugute. In ihrer neuen Serie mit dem Titel "Begegnungen" begann sie, Figuren als schwebende, unvollständige, schattenhafte Formen zu komponieren. Aber obwohl sich in ihren Gemälden figurative Elemente finden, bleiben ihre Kompositionen in ihrer Aussage überwiegend abstrakt.


Seit fast 40 Jahren hat Esti ihren eingeschlagenen Weg mit großer Konse- quenz und Disziplin weitergeführt. Während dieser Zeit schuf sie unzählige Werke, die sich verschiedenen, aber spezifischen Themen widmeten. Sie verfolgte ihren Traum mit Überzeugung und Beharrlichkeit und entwickelte sich zu einer hervorragenden Künstlerin. Sie ist glücklich, dass ihre Werke von Galerien ausgestellt und Kunstliebhabern gesammelt werden. Ihre Ausstellungstätigkeit begann 1991 mit Elfi Bohrer von der GG-Galerie in Bonstetten ZH. Seitdem hat sie zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland gehabt, und ihre Werke sind in private und öffentliche Sammlungen über- gegangen.


- Deviprasad C Rao Küsntler, Kurator und Autor


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